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müde Figur vor einer Monduhr
Forschung

Schlafstörungen bei Multipler Sklerose

Wie hast du geschlafen? Guter Schlaf sieht bei jedem Menschen anders aus. Ob du eine erholsame oder eine schlechte Nacht hattest, kann von einer persönlichen Wahrnehmung abhängen. Für manche Erwachsenen reichen bereits sechs Stunden Nachtruhe, andere benötigen sieben bis acht Stunden Schlaf. Klares Kriterium ist: Wenn du morgens fit und erholt wach wirst, hast du wahrscheinlich gut geschlafen. Aber was tun, wenn du dich schon über einen längeren Zeitraum müde und unkonzentriert fühlst?

Wusstest du, dass viele Menschen mit Multipler Sklerose (MS) unter Schlafstörungen leiden? Und hast du dich schon einmal gefragt, welchen Einfluss deine Schlafqualität auf deine MS hat?

Zum Thema Schlaf und MS wurde in den letzten Jahren immer wieder geforscht. Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) schreibt in ihren Leitlinien „Insomnie bei neurologischen Erkrankungen“, dass es bei Patient:innen mit MS deutlich häufiger zu Schlafstörungen komme als in der Allgemeinbevölkerung. Laut DGN leiden etwa 12 bis 22 Prozent der MS-Patient:innen unter sogenannter Insomnie.

In der Literatur wird immer wieder beschrieben, dass Menschen mit MS eher unter Schlaflosigkeit leiden als gesunde Menschen. Allerdings fehlen bisher epidemiologische Studien, die diese Aussage untersuchen und bestätigen.

Ursachen für Schlafstörungen bei MS

Dass dennoch von einer höheren Zahl ausgegangen wird, liegt daran, dass bei MS-Patient:innen unterschiedliche körperliche Symptome das Einschlafen oder Durchschlafen erschweren können. Dazu gehören zum Beispiel Blasenstörungen, die einen nachts immer wieder auf die Toilette zwingen, Nebenwirkungen der Medikamente, obstruktive Schlafapnoe, das Restless-Legs-Syndrom, die sogenannte REM-Verhaltensstörung oder Narkolepsie.

Die Behandlung dieser Beschwerden gehört in die Hände von Spezialist:innen, beispielsweise aus den Bereichen Schlafmedizin, Neurologie oder Verhaltenspsychologie.

Auch wenn das Thema epidemiologisch noch wenig erforscht ist: Die Ursachen und Auswirkungen von Schlafstörungen auf die Lebensqualität von MS-Patient:innen sind es nicht.

Studie zu Schlafstörungen bei MS

In einer aktuellen Studie zum Thema Schlaf und MS wurden 531 erwachsene Patient:innen mit MS untersucht. 287 Patient:innen hatten eine komorbide Schlafstörung, 244 wiesen keine diagnostizierte Schlafstörung auf. In dieser Studie kamen die Wissenschaftler:innen zu dem Ergebnis, dass Schlafmangel die Symptome einer MS verstärken kann und einen negativen Einfluss auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität hat.

Schlafstörung und Fatigue

MS-Patient:innen leiden häufig unter chronischer Fatigue. Fatigue ist eine zunehmende Erschöpfung mit abnormer Müdigkeit und Energiemangel, die über den Tag auftritt und sich verstärken kann. Eine genaue Abgrenzung von Tagesmüdigkeit als Folge von mangelndem Schlaf und Fatigue ist nicht immer einfach.

Eine Untersuchung im Schlaflabor kann helfen, die Ursachen des Schlafmangels zu finden und zwischen Fatigue und Schlafstörung zu unterscheiden.

Ursachen von schlechtem Schlaf sind vielfältig

Neben den körperlichen Ursachen gibt es nämlich viele seelische Auslöser. Dazu gehört zum Beispiel psychischer Stress. Viele von uns kennen das: Wenn uns etwas stark beschäftigt, schlafen wir schlecht. Die gleichen Auswirkungen haben psychische Erkrankungen wie Angststörungen oder Depressionen, die infolge einer MS-Erkrankung auftreten können.

Selbsttest: Schlafstörung bei MS – bist du betroffen?

Falls du eine oder mehrere der folgenden Fragen mit Ja beantworten kannst, könnte eine Schlafstörung bei dir vorliegen. In diesem Fall solltest du deine behandelnde Ärztin oder deinen behandelnden Arzt konsultieren, um die genauen Ursachen dafür diagnostizieren und behandeln zu lassen.

  • Bist du tagsüber häufig müde, unkonzentriert oder lustlos, obwohl du normale Schlafenszeiten hattest?
  • Kannst du regelmäßig mehrmals pro Woche abends nicht gut einschlafen?
  • Wachst du regelmäßig nachts oder frühmorgens auf und kannst nicht wieder einschlafen?
  • Machst du dir bereits vor oder beim Zubettgehen Sorgen, ob du einschlafen kannst?
  • Wurde dir gesagt, dass du schnarchst oder dass du Atemaussetzer während des Schlafens hast?
  • Greifst du auf Schlafmittel zurück?

Nach dem Erstgespräch kann dir deine Hausärztin beziehungsweise dein Hausarzt bei Bedarf eine Überweisung zu weiterbehandelnden Fachärzt:innen ausstellen oder dich in ein Schlaflabor überweisen. Im Schlaflabor werden deine Schlafphasen, dein Schlaf-Wach-Rhythmus und andere Vitalfunktionen überwacht. Außerdem kann dort untersucht werden, ob deine Schlafstörungen eher körperliche oder seelische Ursachen haben. Der Aufenthalt in einem Schlaflabor dauert meist ein bis drei Tage.

Eine gute Schlafhygiene kann gegen Schlafstörungen bei MS helfen

Wird bei dir eine chronische Schlafstörung ohne erhebliche körperliche Ursachen festgestellt, empfehlen Ärzt:innen oft eine kognitive Verhaltenstherapie zum Aufbau einer sogenannten Schlafhygiene. Diese Behandlung ist für Menschen mit und ohne MS identisch.

Unter verbesserter Schlafhygiene versteht man das Erlernen neuer Gewohnheiten, die einen gesunden Schlaf fördern. Das Führen eines Schlaftagebuchs kann dabei hilfreich sein. In diesem kannst du die Einhaltung der Regeln und positive Veränderungen für dich festhalten.

Dies sind einige Regeln, mit denen du ganz leicht etwas für eine gute Schlafhygiene tun kannst:

Regelmäßige Schlaf- und Aufstehzeiten – So kann sich dein Körper an einen festen Schlafrhythmus gewöhnen.

Kein Mittagsschläfchen – Längeres Wachsein erhöht deine Müdigkeit und verkürzt deine Einschlafzeit.

Essen – Versuche, drei Stunden vor dem Zubettgehen keine größeren Mahlzeiten mehr zu dir zu nehmen. Ein voller Magen stört den Schlaf und erhöht das Risiko einer Schlafapnoe.

Lichthygiene – Zu helles Licht nachts und abends kann als Wachmacher wirken und deine innere Uhr aus dem Rhythmus bringen.

Kopf frei machen – schaffe dir eine Pufferzone zwischen dem Alltag und dem Zubettgehen. Übe, störende Gedanken und Sorgen wegzuschließen – zum Beispiel mithilfe eines Notizbuches – oder durch Entspannungstechniken leichter in den Schlaf zu finden. Schalte dein Smartphone aus und lege es am besten in einen anderen Raum.

Körperliche Betätigung – Sport und Bewegung sind gut. Sie können dir nicht nur beim Einschlafen helfen, sondern scheinen sich laut einer aktuellen Studie auch auf andere Beeinträchtigungen bei MS positiv auszuwirken.

Fazit

Welche Bedeutung hat das Thema Schlaf und Schlafstörung bei MS für dich?

Wenn du eine Schlafstörung hast, solltest du etwas dagegen tun. Um eventuelle organische Ursachen auszuschließen, sollte dein erster Weg zu deiner Hausärztin oder deinem Hausarzt führen. Hier erhältst du Beratung und Unterstützung – und bei Bedarf eine Überweisung zu Expert:innen, die sich auf die Behandlung von Schlafstörungen spezialisiert haben.
Für die Diagnose und Therapie brauchst du Durchhaltevermögen – trotzdem kann sich der Aufwand lohnen! Eine unbehandelte Ein- und Durchschlafstörung kann deine Lebensqualität dauerhaft stark beeinträchtigen und die Symptome deiner Erkrankung verstärken. Hingegen kann dir ein guter oder besserer Schlaf viel Lebensqualität zurückgeben.

Hier kannst du mehr über das Thema erfahren:

  1. www.dmsg-bayern.de/news/meldung/news/schlafstoerungen-bei-ms/
  2. www.deutschesgesundheitsportal.de/2022/11/29/schlafstoerungen-bei-multipler-sklerose-haeufig/

Quellennachweise