Rauchen & Alkohol
bei MS

Weniger ist einfach mehr. Alkohol und Nikotin bei MS

Im Prinzip ist allen klar, dass weder Alkohol noch Rauchen gesund sind. Aber irgendwie gehört es zu einer Party oder einem Treffen in geselliger Runde einfach dazu. Prinzipiell ist es in Ordnung, solange die Menge stimmt. Aber wie verhält es sich, wenn du mit deiner MS zu Alkohol und Nikotin greifst? Finden wir es gemeinsam heraus.

Auswirkungen von Trinken und Tabak bei MS

In der Regel schadet seltener Alkoholkonsum nicht bei MS. Das hängt aber wirklich von deinem individuellen Gesundheitszustand ab. Denn jeder Drink kann deine MS-Symptome wie Schwäche, Müdigkeit oder Gleichgewichtsstörungen verschlimmern. Außerdem kann es zu Unverträglichkeiten mit verschiedenen Medikamenten kommen. Deshalb ist es besser, wenn du vorab deinen Arzt oder deine Ärztin fragst, ob sich deine MS-Therapie mit einem Schluck Alkohol verträgt.

Ganz anders verhält es sich mit dem Rauchen. Davon solltest du wirklich die Finger lassen. Es beschleunigt dramatisch die altersbedingte Abnahme des Hirnvolumens, wie bereits unter MS-Kognition beschrieben. Und das ist längst nicht alles: Es kommt durchs Rauchen zu mehr Schüben, verstärkten körperlichen und kognitiven Beeinträchtigungen sowie zu einem insgesamt schnelleren Voranschreiten des Krankheitsgeschehens. Genuss hin oder her: Ist es das wirklich wert?

Stock-Foto. Mit Model gestellt.

Wissenschaftliche Erkenntnisse

 

Es gibt einen direkten Zusammenhang zwischen Rauchen und dem Krankheitsverlauf einer MS. Regelmäßiges Rauchen ist mit einer schwereren Erkrankung verbunden sowie mit einem schnelleren Fortschreiten der MS. Das bedeutet: Wer mit MS raucht, zeigt einen schwereren Krankheitsverlauf und erlebt verglichen mit Nichtrauchenden im Durchschnitt schneller körperliche Einschränkungen. Eine Studie von Prof. Dr. Cris S. Constantinescu von der Division of Clinical Neurology der University of Nottingham an MS-Betroffenen aus dem Vereinigten Königreich lieferte 2013 eindeutige Zahlen dazu.

So verglich Constantinescu die Daten von 895 Menschen mit MS (270 Männer, 625 Frauen, Durchschnittsalter 49 Jahre). Die Proband:innen litten im Durchschnitt seit 17 Jahren an MS. Die Hälfte aller Proband:innen rauchte regelmäßig zum Zeitpunkt der ersten Symptome oder der MS-Diagnose. Als er nun die Gruppe der Rauchenden mit den Personen verglich, die noch nie geraucht hatten, kam er zu einem erschreckenden Ergebnis: Bei den Rauchenden war nicht nur die Krankheit weiter fortgeschritten, sie wiesen auch insgesamt einen schwereren Krankheitsverlauf auf. Heute wissen wir: Rauchende erreichen im Mittel sogar fünf Jahre früher die nächste schwere Behinderungsstufe gegenüber Nichtrauchenden. Constantinescu untersuchte auch Ex-Rauchenden, die vor oder nach der Diagnose aufgehört hatten. Diese schnitten wiederum besser ab als die Rauchenden, wenn auch nicht so gut wie die Nichtrauchenden. Das bedeutet, dass sich ein Rauchstopp immer lohnt – egal wann.

Beim Thema Alkohol und MS liegen sehr unterschiedliche Erkenntnisse vor. So lässt sich laut Studienergebnissen nur die vage Aussage treffen, dass ein regelmäßiger Alkoholkonsum das Immunsystem möglicherweise negativ beeinflusst. Da es sich bei MS um eine Autoimmunerkrankung handelt, sind negative Folgen durch Alkohol nicht auszuschließen – auch in Bezug auf die dadurch möglicherweise verminderte Wirksamkeit einer MS-Therapie. Eine andere Studie hingegen kam zu dem Schluss, dass moderate Alkoholmengen immunmodulierend und antientzündlich wirken können. Deshalb lautet die allgemeine Lehrmeinung in puncto Alkohol und MS: Bitte in Maßen genießen und nicht in Massen.

Wege zur Rauchentwöhnung

Der Entschluss, mit dem Rauchen aufzuhören, ist bereits ein wichtiger Schritt auf dem Weg in dein rauchfreies Leben. Bevor du mit der Rauchentwöhnung anfängst, solltest du deine Ärztin oder deinen Arzt konsultieren, auch wenn es sich um nichtmedikamentöse Maßnahmen oder freiverkäufliche Medikamente handelt.

Nichtmedikamentöse Rauchentwöhnung

  • In Eigenregie
  • Akupunktur
  • Hypnose
  • Autogenes Training
  • Rauchentwöhnungs-Apps

Medikamentöse Rauchentwöhnung

  • Verschreibungspflichtige Medikamente
  • Nikotinersatztherapie mit Nikotinkaugummi, Nikotinpflaster oder Nikotin-Lutschtablette

Nicht alle Methoden konnten ihre Wirksamkeit wissenschaftlich belegen. Dazu zählen vor allem die Hypnose und die Akupunktur. Allerdings legen Studien nahe, dass Nikotinersatzprodukte die Chance aufzuhören nahezu verdoppeln. Ärztlich begleitete Coaching-Programme haben sich ebenfalls bewährt.

Du möchtest rauchfrei leben und benötigst Unterstützung? Wende dich an deinen Arzt oder deine Ärztin oder kontaktiere die Telefonberatung zur Rauchentwöhnung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung unter 0800-831 3131.

Apps können dich hervorragend motivieren, dranzubleiben. Hier sind unsere Top 3:

App QuitNow für iOS und Android

Hier wird wie bei den Anonymen Alkoholiker:innen (Eigenschreibweise: Anonyme Alkoholiker) auf den Community-Effekt gesetzt. Besonders motivierend sind die Gesundheitsinfos: Wie weit haben sich deine Lungen inzwischen regeneriert, wie viel mehr Sauerstoff kommt in deine Organe und wie viel Geld hast du bis zum Tag X gespart? Das macht richtig Laune!

App Rauchfrei Lite für iOS

Genau das Richtige für knallharte Cowboys und -girls. Hier wird zähes Durchhalten durch Freischalten von neuen Features belohnt. Unter „Gesundheit“ erfährst du auch hier, was du deinem Körper inzwischen alles Gutes getan hast.

App Get Rich or Die Smoking für Android

Hier sind sowohl Community-Fans als auch zähe Einzelkämpfer:innen gut aufgehoben. Im Prinzip ist diese App eine Mixtur der beiden oben vorgestellten. Chats, Features zum Freischalten und motivierende Gesundheitsinfos helfen dir, am Ball zu bleiben.

Quellennachweise

Hedström AK, et al.: Alcohol as a Modifiable Lifestyle Factor Affecting Multiple Sclerosis Risk. JAMA Neurol. 2014.

Manouchehrinia A et al. Tobacco smoking and disability progressionin multiple sclerosis: United Kingdom cohort study Brain. 2013; 136 (7): 2298–2304.

Molina PE et al. Focus on: Alcohol and the immune system. Alcohol Res Health. 2010;33(1-2):97–108.