Ernährung bei MS

Sich bei MS gesund ernähren.
Und sich gesünder fühlen.

Die Ernährungspyramide hat sich in den letzten 50 Jahren stark verändert. Zwar nicht in puncto Getreide, denn das steht nach wie vor auf Platz 1. Dafür lag der empfohlene Anteil von Obst und Gemüse in den 1970ern nur halb so hoch wie heute. Auf der dritten Pyramidenstufe wurde bereits rotes Fleisch propagiert (und nicht zu knapp), aber auch Geflügel, Fisch und Milchprodukte. Danach kamen Desserts und Torten. Und an der Spitze stand tatsächlich eine Flasche Alkohol. Unabhängig von deiner MS können wir also feststellen: Was als gesunde Ernährung deklariert wurde und wird, unterliegt immer dem jeweiligen Zeitgeist.

Allerdings wurde in den letzten zehn Jahren wirklich viel zum Thema Ernährung geforscht und einige in der Bevölkerung vorherrschenden Meinungen wurden auf den Kopf gestellt.

Hier sind ein paar essenzielle Erkenntnisse:

Wer seinen Kalorienverbrauch kennt und im Blick behält, entwickelt nur selten Übergewicht. Menschen, die immer wieder Diäten machen, nehmen häufig mehr zu als vor der ersten Diät.

Der Verzicht auf Fertiggerichte, Süßigkeiten, Fast-Food oder fettige Snacks wie Chips sorgt für weniger Folgeerkrankungen wie einen gestörten Fettstoffwechsel, Bluthochdruck, Arteriosklerose oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Rotes Fleisch, Transfette, prozessierte Lebensmittel und Industriezucker befeuern Entzündungsherde im Körper – auch im zentralen Nervensystem.

Nur bei selbst zubereiteten Speisen weißt du, was drin ist. Frisches Gemüse, Vollkornprodukte, Fisch und Omega-3-Fettsäuren sollten so häufig wie möglich auf deinem Speiseplan stehen, denn diese Nahrungsmittel können antientzündlich wirken.

Wer in Sachen Ernährung auf Abwechslung und Frische setzt, leidet so gut wie nie an Mangelerscheinungen. Nahrungsergänzungsmittel und Superfoods sind in der Regel nicht notwendig.

Langkettige Kohlenhydrate wie in Vollkornprodukten sorgen für ein langanhaltendes Sättigungsgefühl und halten den Blutzuckerspiegel auf einem konstanten Niveau. Damit scheinen auch entzündliche Prozesse im Körper reduziert zu werden.

Deine Darmbakterien können auch Entzündungen bekämpfen, deswegen solltest du sie gut füttern. Eine ballaststoffreiche Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Getreide – alles nach Möglichkeit noch in der Schale verpackt – ist empfehlenswert. Vor allem die kurzkettigen Fettsäuren wie Propionat, die aus Ballaststoffen gebildet werden, zeigten positive Effekte gegen MS.

Stock-Foto. Mit Model gestellt.

Der Einfluss der Ernährung auf deine MS

Erste Studien legen nahe, dass sich eine chronische Erkrankung wie MS durch Ernährung beeinflussen lässt. Zu diesem Schluss kam eine Forschungsgruppe der Berliner Charité in ihrer 2019 veröffentlichen IGEL-Pilotstudie. Nun wird diese Studie weiter konkretisiert, indem spezielle Ernährungsformen untersucht werden, denen man „antientzündliche“ Eigenschaften nachsagt. Dazu gehören die ketogene und überwiegend pflanzliche Ernährung sowie das intermittierende Fasten – ebenfalls bekannt als Intervallfasten. Die Studie trägt den Namen NAMS-Studie (Nutritional Approaches in Multiple Sclerosis/Ernährungswissenschaftliche Ansätze bei Multipler Sklerose). Die Forschungsgruppe möchte feststellen, ob und wie die genannten Ernährungsformen bei RRMS-Patient:innen in Bezug auf die durch die MS verursachten Läsionen im Gehirn wirken, auf die Schubhäufigkeit, auf körperliche Funktionalität, aber auch auf das Cholesterin, den Darm und andere Faktoren.

Mehr zur Ernährungsstudie erfährst du hier.

Entzündungshemmende Lebensmittel

Deine MS ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems. Aus der Forschung wissen wir inzwischen, dass es Lebensmittel gibt, die solche Entzündungsprozesse befeuern können, und solche, die entzündungshemmende Botenstoffe enthalten. Den Kampf gegen deine MS kannst du also direkt mit deiner Ernährung unterstützen. Es ist gar nicht so schwer. Man muss nur wissen, wie’s geht. Hier stellen wir dir Nahrungsmittelgruppen und Beispiele vor, die als potente Entzündungshemmer gelten:

Omega-3-Fettsäuren und andere mehrfach ungesättigte Fettsäuren

  • Fisch: Schellfisch, Thunfisch, Makrele, Lachs, Forelle, Sardine
  • Speiseöle: Rapsöl, Hanföl, Leinöl, Walnussöl, Olivenöl
  • Gemüse: Rosenkohl, Spinat, Bohnen, Avocado
  • Nüsse und Samen: Leinsamen, Walnüsse, Mandeln

Ballaststoffe

  • Schwarzwurzeln, Topinambur, Kichererbsen, Kidney-Bohnen, weiße Bohnen, Artischocken, Flohsamenschalen, Erbsen, Linsen, Leinsamen, Rosenkohl, Paprikaschoten, ungesüßtes Popcorn, Gemüsemais, Roggenvollkornbrot, Weizenkleie, Dinkelvollkornbrot, kernige Haferflocken

Bioaktive Substanzen

  • Flavonoide: Äpfel, Birnen, Trauben, Kirschen, Pflaumen, Beerenobst, Zwiebeln, Grünkohl, Auberginen, Soja, schwarzer und grüner Tee u.v.m.
  • Carotinoide: Karotten, Tomaten, Paprika, Spinat, Grünkohl, Aprikosen, Melonen, Kürbis

Vitamine A, C, E

  • A: Karotten, Spinat, Brokkoli, Emmentaler, Honigmelone, Milch, Hering
  • C: Zitrusfrüchte, Kiwis, Paprika, Petersilie, Sauerkraut, grüne Erbsen, Spargel, Kartoffeln
  • E: Walnüsse, Mandeln, Weizenkeime, Weizenkeimöl, Vollkornprodukte, Ei, Butter

Probiotische Kulturen

  • Joghurt, Kefir, japanische Misopaste, saure Gurken, Kombucha, Apfelessig, Käse, Tempeh, Kimchi, Sauerkraut

Mineralstoffe

  • Linsen, getrocknete Aprikosen, Fisch, Amarant, Steinpilze, Kakaopulver, Hirse, Nüsse, Emmentaler, Soja