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Grafik Frau liegt in der Sonne
Forschung

Wirkt sich Sonnenlicht auf den Krankheitsverlauf der MS aus?

Im Frühling blüht die Natur auf und warme Sonnenstrahlen kitzeln unsere Haut. Wir spüren, wie gut uns die Sonne tut und wie unsere Laune steigt. Aber hast du dich schon einmal gefragt, was die Sonne mit deiner MS macht? Zum Thema „Sonnenlicht und MS“ wurde in den letzten Jahren viel geforscht. In einer aktuellen Studie sind Forscher:innen nun der Frage nachgegangen, ob Sonnenlicht einen positiven Effekt auf den Verlauf und den Schweregrad von Multipler Sklerose haben kann.

Vielleicht hast du ja schon einmal davon gehört: Unser Körper kann Vitamin D bilden, wenn unsere Haut in Kontakt mit UVB-Strahlen – sprich Sonnenlicht – kommt. Deshalb wird Vitamin D auch oft als „Sonnenvitamin“ bezeichnet. In der Wissenschaft werden zu geringe Sonneneinstrahlung und niedrige Vitamin-D-Spiegel als mögliche Ursachen für die Entstehung von Multipler Sklerose diskutiert.

Nicht eindeutig geklärt war bisher außerdem, ob es einen Zusammenhang zwischen Sonneneinwirkung und MS-Schweregrad beziehungsweise Krankheitsverlauf gibt. Um das herauszufinden, werteten Forscher:innen der Wilhelms-Universität Münster im Rahmen einer Studie die Daten von knapp 2.000 MS-Patient:innen aus. Dabei zeigte sich:

  1. Der Vitamin-D-Spiegel kann durch den Wohnort sowie durch die eingenommenen MS-Medikamente beeinflusst werden.
    Je weiter entfernt die untersuchten Patient:innen vom Äquator lebten, desto geringer war dort die Sonneneinstrahlung (UVB-Strahlung). Und entsprechend niedriger waren die jeweiligen Vitamin-D-Spiegel. Bei Patient:innen, die Interferon beta (IFN-β) zur Behandlung ihrer MS einnahmen, hatte UVB-Strahlung keinen Zusatznutzen in puncto Vitamin-D-Spiegel im Blut. Die Forscher:innen erklärten diese Beobachtung damit, dass eine IFN-β-Therapie selbst zu höheren Vitamin-D-Spiegeln führen kann.
  2. Niedrige Vitamin-D-Spiegel und ein Wohnort mit geringer Sonneneinstrahlung können mit einem höheren MS-Schweregrad einhergehen.
  3. Hohe Vitamin-D-Spiegel und ein Wohnort mit mehr Sonneneinstrahlung können einen positiven Einfluss auf die MS haben: Sie können das Auftreten von Schüben und das Voranschreiten von körperlichen Beeinträchtigungen verringern.
  4. Die beobachteten Effekte sind wahrscheinlich nicht allein auf das Vitamin D zurückzuführen.
    Die Forscher:innen gehen davon aus, dass Sonnenlicht noch in anderer Hinsicht den Krankheitsverlauf beeinflussen kann.

Die Studie zeigt jedoch auch, dass sich die Ergebnisse nur eingeschränkt verallgemeinern lassen. So gibt es Gegenden auf der Erde, wo ein warmes Klima herrscht und oft die Sonne scheint und in denen es dennoch verhältnismäßig viele Menschen mit MS gibt. So zum Beispiel auf Sardinien. Andersherum gibt es bei den Inuit, die in einer Region mit geringer UVB-Strahlung leben, nur wenige MS-Fälle. Um eine Erklärung für diese regionalen Unterschiede zu finden, werden nun unter anderem genetische Faktoren untersucht.

Fazit

Wie sind die Studie und deren Ergebnisse einzuordnen?

Das Forschungsteam hat für diese Studie die Daten von knapp 2.000 MS-Patient:innen ausgewertet. Die Ergebnisse haben damit zwar eine gewisse Aussagekraft, allerdings gibt es auch noch offene Fragen. So wurde zwar gezeigt, dass Sonnenlicht einen Einfluss auf die Entstehung und den Krankheitsverlauf von Multipler Sklerose haben kann. Jedoch ist noch nicht genau untersucht, warum es hierbei die beschriebenen regionalen Abweichungen gibt. Vermutet werden genetische Ursachen. Diese müssen allerdings noch im Detail erforscht werden, ebenso die genaue Rolle des Vitamin D.

Gibt es bereits andere Studien zu diesem Thema?

Zu Sonnenlicht und Vitamin D – auch im Zusammenhang mit MS – wird schon seit vielen Jahren intensiv geforscht.

Welche Bedeutung hat das Thema Sonnenlicht für dich?

Sonnenlicht tut gut. Es kann die Entstehung von MS zwar nicht verhindern, aber einen positiven Einfluss auf den Krankheitsverlauf haben – je nachdem, welche MS-Medikamente du einnimmst. Die Einnahme von Vitamin D kann den Aufenthalt in der Sonne dabei nicht komplett ersetzen. Denn Sonnenlicht hat ganz vielfältige Auswirkungen auf deinen Körper und deine Psyche.

Darum:

  • Geh regelmäßig raus und genieß die Sonne. Expert:innen empfehlen etwa eine halbe Stunde pro Tag – je nach Hauttyp und persönlichem Empfinden.
  • Vermeide zu ausgiebiges Sonnenbaden.
  • Benutze Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor.
  • Nutze die Gelegenheit auch gleich für ein bisschen Bewegung an der frischen Luft.

Und wenn du Fragen zu den Themen „Sonnenlicht und MS“ oder „Vitamin D“ hast, sprich am besten mit deiner Neurologin oder deinem Neurologen darüber.

Hier kannst du mehr über dieses Thema erfahren:

  1. Multiple Sklerose? Mehr Sonne! 
  2. Nachgehakt: Sonnenlicht und Interferone